Der Fotografieneuling studiert im allgemeinen die einschlägigen Fotozeitschriften und verschlingt einen Kamera- oder Objektivtest nach dem anderen. Wichtig sind in diesen Tests Auflösungen und Randschärfe der Objektive oder der Dynamikumfang des Sensors. Zeitschriften sagen das dies unheimlich wichtig ist und dann muss es ja stimmen.
,Ist es aber nicht. Als erstes sollte man schauen, wie testen Zeitschriften denn die Objektive eigentlich. Es wird da das Testobjektiv vor eine Kamera geschraubt, ausgelöst und anschließend die JPEG-Datei untersucht. Nur ist ein JPEG eine komprimierte Datei. Tester machen es sich einfach. Ein Objektiv wirklich auszumessen ist schwierig, teuer und zeitaufwendig. Das können sie nicht leisten, denn nächste Woche gibt es schon den nächsten Test. Auch sind Tests, meiner Meinung nach, selten objektiv. Schließlich sind Hersteller auch Werbekunden und die will man nicht verprellen. So bekommt der Hersteller mit den meisten ganzseitigen Werbeauftritten auch regelmäßig und rein zufällig, die besten Beurteilungen. Will ein Hersteller besser da stehen, schaltet er mehr Werbung. Meine persönliche Beobachtung.
Mit der Kamera ist es ähnlich. Man schnallt ein Objektiv davor und schaut sich anschließend die JPEG-Datei an. Letztlich wird auch hier nur die Datei untersucht und nicht die Kamera.
„Wenn das JPEG schon schlecht ist, zeigt das, dass der Kamerahersteller an Qualität wenig interessiert ist“ sagte in einem Video ein bekannter Kamera und Objektivtester mit eigenem Labor. Schlechtes JPEG = schlechte Kamera (oder Objektiv). So kann man es sich einfach machen. Was nun jpeg und Kamera oder Objektiv mit einander gemeinsam haben, entzieht sich mir. Ein besserer Test untersucht die RAW-Dateien, obwohl auch die bearbeitet sind, aber sie beinhalten mehr Informationen. Auch sollte man nicht nur die Anzahl der Linien zählen sondern auch ein wenig nach Kontrast und Farben schauen. Und ob das ganze harmonisch passt. Das ist aber meist subjektiv. Es gibt Objektive die gefallen mir besser und andere gefallen mir weniger. Da ist viel Subjektivität dabei.
Letztlich sind aber Tests für einen fortgeschrittenen Fotografen weitestgehend unwichtig. Es gibt andere Faktoren die für ein gutes Bild wichtig sind. Wenn alle nämlich perfekte Kameras bauen würden, wäre die Fotografie strunz langweilig. Alle Kameras würden gleich aussehen und die gleichen Bilder machen. Fotografie lebt zum großen Teil aber vom Unperfekten, vom Motiv und dem Blick des Fotografen. Objektive die nicht bis zum letzten auskorrigiert wurden, haben ihren eigenen Stil. Das kann man nutzen.
Jede Kamera kann gute Bilder machen. Wichtig ist nur eines. Die beste Kamera ist die, welche man dabei hat.